Studienexkursionen mit Studierenden
15.-25.5.1997: Zum Thema Renaissancemedizin nach Oberitalien
Im Rahmen der unhonorierten Lehrveranstaltungen, die ich zwecks Aufrechterhaltung meiner venia legendi an der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität gebe, biete ich im Wintersemester 1996/97 ein Seminar zum Thema Renaissancemedizin an, das als Vorbereitung zu einer Studienexkursion nach Oberitalien im Sommersemester 1997 dienen soll. Vom 2.-4.5.1997 treffe ich mich mit den TeilnehmerInnen zu einem Wochenendblockseminar in Wolfenbüttel, wo wir in der Herzog August Bibliothek ausgewählte medizinische Drucke aus dem 16. Jahrhundert inspizieren und studieren. An der Studienexkursion selbst beteiligen sich sechs Studierende der Human- und Zahnmedizin an der Universität Münster. Auch der Historiker, Philosoph und Theologe Dr. Rüdiger Kinsky begleitet die Exkursion. Programm: 15.5., 22.00 Uhr: Treffen am Restaurant Fundus am Münsteraner Hauptbahnhof; Fahrt im gemieteten Kleinbus über Nürnberg, Garmisch, Innsbruck nach Padua. 16.5.: Streifzüge durch die Stadt; nachmittags Besichtigung der Scrovegni-Kapelle mit Fresken von Giotto (Referat: Kunst und Medizin in der Renaissance); Quartier bis zum 19.5. im Hotel S. Antonio, Via San Fermo 118; 17.5.: Besuch des Palazzo del Bò; anatomisches Theater etc. (Referat: Die Blutkreislauflehre: Schwergeburt einer neuen Physologie); Mittagessen in der Osteria di Fabbri; durch Vermittlung von Herrn Professor Premuda Begrüßung und Führung durch seinen Amtsnachfolger Professor Giorgio Zanchin, auch ins medizinhistorische Institut, wo Dr. Maurizio Rippa-Bonati übernimmt; auch Frau Wiel Marin gesellt sich zu der Führung; abends zu Gast bei Familie Wiel Marin zum Spaghetti-Essen; 18.5.: Besuch des Botanischen Gartens und des Doms; 19.5.: Fahrt nach Venedig; Streifzug und Referat: Medizinische Ethik in der Renaissance; Quartier bis 21.5. in der Casa Cardinale; 20.5., 9.00 Uhr: Treffen mit einer Kölner Exkursionsgruppe von Professor Klaus Bergdolt; ganztägige Führung durch die Stadt; 21.5.: Fahrt in die Euganeischen Hügel nach Arquà Petrarca (Referat: Der Wandel des Autoritätsverständnisses in der Renaissancemedizin am Beispiel der Invektive gegen die Ärzte von Petrarca); Weiterfahrt nach Siena; 22.5. Stadtrundgang in Siena (Referat: Die Renaissancemedizin im Zeichen der Pest); abends in der Antica Osteria “Da Divo”; 23.5.: Referat: Der Wandel des Menschenbildes in der Renaissance; 24.5.: Rückfahrt von Siena nach Münster. Die Exkursion wurde durch einen Geldpreis von 3000,00 DM seitens der Stiftung Lehre an der WWU Münster gefördert. In meinem Antrag heißt es unter ‘Begründung und Zielsetzung’: “Universität im Ursprungssinn meint Lebens- und Lerngemeinschaft von Lehrenden und Lernenden. Über die Idee der Universität wird in diesen Tagen wieder einmal viel gestritten. Einig sind sich die Disputanten darin, daß das in der Renaissance entwickelte Modell einer solchen Gemeinschaft ausgedient hat. Leider sind dabei auch einige fruchtbare Anstöße für die Verhältnisbestimmung von Dozent und Student verloren gegangen. Denn unstreitig läßt sich Lehren und Lernen nicht trennscharf den Akteuren bei der Wissensvermittlung zuordnen. Denn der Lehrende lernt im Umgang mit seinen Studierenden, bereichert seinen Horizont durch deren Fragen und Erfahrungsraum und mehrt sein Wissen im Prozeß des Unterrichtens. Der Studierende wiederum bleibt nicht der passive Empfänger, die plane Endstrecke im Lehrbetrieb, sondern gibt erst durch sein Interesse, seinen Erkenntnishunger, seine spezifischen Anliegen und Transferleistungen dem ‘Ausbildungsbetrieb’ Sinn und Richtung. Eine solche reziproke Verhältnisbestimmung von Dozent und Student erfordert einen Ausbildungsstil, der gemeinschaftlichem Arbeiten, Kommunikation und Interaktion Raum gibt. Das gemeinschaftliche Projekt der Exkursion bietet eine seltene Gelegenheit, den Gemeinschaftsgeist von Lehrenden und Lernenden zu stärken, Wissenschaft und Lebensführung, Intellektuelles und Soziales engzuführen und einen Geist in die Lehre zu tragen, der Intellektualität nicht als Kenntnis, Fertigkeit, Nützlichkeit oder Verwertbarkeit, sondern als geistige Haltung, Problembewußtsein und Mitmenschlichkeit definiert.” 1998 wird eine von zwei der mitgereisten Studierenden unterzeichnete “Abschließende Evaluation” dieses Seminars und der damit verbundenen Exkursion an Patricia van den Boom von der Stiftung Lehre an der Medizinischen Fakultät Münster im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e. V. in Essen eingereicht. Da Nord/LB und Findel-Stiftung eine finanzielle Förderung der Studienexkursion abgelehnt hatten, kostete die Exkursion die Studierenden am Ende 330,- DM pro Person.
8.-11.7.1999: Zum Thema ‘Der Zauberberg’ von Thomas Mann in die Schweiz
Nach einem Vorbereitungsseminar, das vom 4.-5.6.1999 im Institut für Geschichte der Medizin der Universität Greifswald mit Frau Dr. Mariacarla Bondio-Gadebusch und 10 studentischen TeilnehmerInnen aus Greifswald und Witten stattfand, wandelten wir einen Monat darauf auf Spuren des ‘Zauberbergs’. Unser Exkursionsprogramm sah folgendermaßen aus: City Nightline nach Zürich; mit der S-Bahn nach Richterswil in die Jugendherberge; Bad im Zürichsee; Mittagessen; Fahrt nach Kilchberg zum Grab Thomas Manns (auch Katias, Erikas, Monikas und Michaels sterbliche Überreste liegen hier); Erstbegegnung mit Yahya Elsaghe (damals noch PD); Suche des ehemaligen Mannschen Wohnhauses in Kilchberg; per Schiff Rückfahrt nach Zürich; Besuch des Thomas Mann Archivs; Führung durch dessen damaligen Leiter, Herrn Dr. Thomas Sprecher; am nächsten Morgen Weiterfahrt per Eisenbahn nach Davos; Besichtigung des Schweizerischen Instituts für Allergie- und Asthmaforschung unter Führung seines damaligen Direktors Professor K. Blaser; Mittagessen in der Scala; 14.00 ins Waldsanatorium, wo wir Herrn Professor Christian Virchow, den Mitbegründer der Davoser Literaturtage, treffen, der uns einen Vortrag über die Geschichte der Tuberkulosebehandlung hält; anschließend Busfahrt ins Sertigtal; Abendessen mit dem Ehepaar Virchow, danach Filmaufnahmen von Katia Manns Besuch in Davos aus dem Jahr 1968, als Professor Virchow sie dorthin eingeladen hatte. Zu dieser Studienexkursion vgl. Rütten, T., Gadebusch-Bondio, M. (1999): Von Greifswald nach Davos. Reminiszenzen an eine medizinhistorische Studienexkursion, in: Journal der Ernst Moritz Arndt Universität Greifswald 10,5:6. Dank eingeworbener Drittmittel, u.a. von Novartis, hält sich der Eigenanteil für diese Exkursion in moderaten Grenzen.
April 2011: Exkursion mit Studierenden der Geschichtswissenschaften im Grundstudium, die das ‘Module’ ‘Modern Greece’ (HIS 2128) belegt haben, nach Athen (ich fuhr als begleitender Kollege mit)